Was ist „historischer Gesellschaftstanz“?
Es tanzen mehrere Paare gleichzeitig, wie die Kavalierstänze in alten Filmen. Lange Jahrhunderte war Tanzen kein Hobby, sondern bildungsmäßig notwendig, um in der guten Gesellschaft seinen Platz zu finden und teilzuhaben. Im 18. und 19. Jahrhundert, waren Bälle die Hauptgelegenheit für heiratsfähige Kavaliere und Damen, sich gesellschaftlich zu begegnen.
Diese alten Tanzformen wurden durch die Jahrhunderte dokumentiert, teils überliefert, teils rekonstruiert. Sie wurden immer weiter getanzt und achtsam verändert, sodass wir heute unsere Freude daran haben können.
Die Musik ist klassisch bis fröhlich. Wer natürliche, akustische Musik mag, der ist hier richtig. Wer Kulturgeschichte mag ebenso. Wer gern in einem bestimmten System tanzen mag, kommt voll auf seine Kosten. Jeder hat seinen Platz. Man tanzt gemeinsam nach Regel paarweise mit anderen Paaren gleichzeitig. Gesellschaftlich eben. Es gibt viele schnell funktionierende Tänze.
Ist das wie Mittelaltertänze?
Ja und Nein. Wer „Mittelalterfeste und -tänze“ mag ist schon mal gut dran, denn Vieles hat sich jahrhundertelang kaum verändert und ist bis heute gebräuchlich. Dennoch ist hier der Schwerpunkt etwas moderner, ab Barock/ Rokoko aufwärts bis Ende 19. Jahrhundert.
Gehört das „Menuett“ dazu?
Ja, nach Wunsch, doch nicht am Anfang. Es ist nicht geeignet für ein schnell machbares Tanzerlebnis denn es verlangt rhythmische Fußarbeit, die man erst üben muss, um damit auf geschwungenen Wegen durch den Raum zu gleiten. Ebenso schön wie aufwendig. In „höfischen Zeiten“ hatten Adelige viel mehr musikalische Vorbildung und Grund dazu Menuett zu tanzen.
Wie heißen die Tänze und Elemente des 18. Jh?
Quadrillen, das sind 4-Paar-Tänze in Quadrataufstellung (wie im Squaredance). Anglaisen hingegen sind lange Reihen gegenüberstehender Paare. Französisch heißen diese Tänze „Contredances“, in England „Countrydances“ (nach Playford), wiederzuentdecken in Jane Austen Filmen. Wer sowas mag oder wer „Bridgerton“ mag, der wird diese Tänze lieben. Sie bestehen aus Elementen wie: Set am Platz, Paarkreis, Platzwechsel, Solodrehung, Dos a dos, Mühle, Kette, Auswenden… die wichtigsten Basics des 18. Jahrhunderts! Vielleicht kennen Sie sogar einige?
Was wurde im 19. Jahrhundert anders?
Innerhalb der alten Formen (Quadrillen, etc.) kam der „Paartanz“ auf. Integriert ins alte System gab es zum Beispiel einige Walzerschritte in Umarmung und das wurde bald beliebter. Polka, Mazurka und andere Paartänze wurden Mode, während die alten Mehrpaartänze weiterhin getanzt wurden. Auf dem Wiener Opernball zeugt die Fledermausquadrille/Mitternachtsquadrille heute noch von der Ballkultur des 19. Jahrhunderts.